Zecken: Was Eltern wissen müssen, um ihre Kinder zu schützen

Zecken sind mehr als nur lästige Blutsauger – sie stellen ein reales Gesundheitsrisiko dar, insbesondere für Kinder, die viel Zeit im Freien verbringen. Zecken können gefährliche Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen, die schwerwiegende Folgen haben können. Eltern sollten daher umfassend informiert sein und vorbeugende Maßnahmen ernst nehmen.

Was sind Zecken?

Zecken sind parasitische Spinnentiere, die sich vom Blut ihrer Wirte ernähren. Sie gehören zur Ordnung der Milben (Acari) und entwickeln sich in vier Stadien: Ei, Larve, Nymphe und adulte Zecke.

Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist die häufigste Zeckenart in Mitteleuropa. Daneben tritt zunehmend die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) auf, die sich durch ihre auffällige Musterung unterscheidet.

Lebensraum und Verhalten

Zecken halten sich bevorzugt in feuchten, schattigen Bereichen mit dichter Vegetation auf. Besonders häufig findet man sie an Waldrändern, in lichten Wäldern, auf ungemähten Wiesen oder in hohen Gräsern. Auch gepflegte Gärten und Stadtparks bieten ideale Bedingungen, wenn dort Büsche, Hecken oder Laubhaufen vorhanden sind. Die Tiere sind äußerst genügsam und benötigen keine großen Flächen – selbst kleine, feuchte Ecken reichen aus.

Zecken sind keine aktiven Jäger, sondern lauern geduldig auf ihre Opfer. Sie erklimmen Grashalme oder niedrige Pflanzen, um dort zu warten. Dabei nehmen sie mit einem speziellen Sinnesorgan Temperaturunterschiede, Bewegungen und ausgeatmetes Kohlendioxid wahr. Streift ein möglicher Wirt, etwa ein Mensch oder Tier, vorbei, lassen sie sich blitzschnell abstreifen oder krabbeln auf den Körper. Dort suchen sie sich eine dünnhäutige, gut durchblutete Stelle. Der gesamte Vorgang läuft unbemerkt und völlig schmerzfrei ab, weshalb Zeckenstiche oft erst später entdeckt werden.

Aktivitätszeit und Verbreitung

Die Zeckensaison beginnt, sobald die Temperaturen dauerhaft über 7 °C steigen. In der Regel ist das im Frühjahr der Fall, wobei die höchste Aktivität zwischen April und Oktober liegt. In dieser Zeit sind Zecken besonders häufig in der Natur anzutreffen, da die klimatischen Bedingungen ihre Entwicklung begünstigen.

Durch den Klimawandel verlängert sich nicht nur die aktive Phase der Zecken, sondern auch ihre geografische Ausbreitung verändert sich. Sie wandern zunehmend in höhere Lagen und breiten sich weiter nach Norden aus, wodurch auch bisher unauffällige Regionen zu Risikogebieten werden können.

Gesundheitsrisiken durch Zeckenstiche

Ein Zeckenstich ist nicht zwangsläufig gefährlich – aber potenziell infektiös. Folgende Krankheiten können übertragen werden:

Borreliose (Lyme-Borreliose)
• Bakterielle Infektion durch Borrelia burgdorferi
• In 5–35 % der Zecken nachgewiesen
• Erste Anzeichen: Wanderröte (Erythema migrans), grippeähnliche Symptome
• Spätfolgen: Gelenkentzündungen, Nervenschäden, Herzrhythmusstörungen

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
• Viruserkrankung, die das Gehirn und die Hirnhäute betrifft
• Übertragung sofort nach dem Stich möglich
• Symptome: hohes Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, neurologische Ausfälle
• In schweren Fällen: bleibende Schäden wie Lähmungen, Sprachstörungen

Weitere übertragbare Krankheiten

Anaplasmose: Bakterielle Infektion mit grippeähnlichen Symptomen
Babesiose: Parasitenerkrankung, die Malaria ähnelt
Rickettsiose: Von der Auwaldzecke übertragene Fiebererkrankung

Die meisten dieser Krankheiten sind regional unterschiedlich verbreitet. Eine aktuelle Risikokarten-Überprüfung ist ratsam.

Schutzmaßnahmen im Alltag

Schutzkleidung
• Lange Hosen, langärmelige Oberteile
• Hosenbeine in Socken stecken
• Helle Kleidung macht Zecken sichtbar

Repellents
• Produkte mit DEET, Icaridin oder Citriodiol
• Auf Haut und Kleidung auftragen
• Wirkung lässt mit der Zeit nach – regelmäßig erneuern

Gartenpflege
• Rasen kurz halten
• Unterholz und Laub entfernen
• Sitzplätze in der Sonne statt im Schatten anlegen

Verhalten im Freien
• Auf befestigten Wegen bleiben
• Dichtes Gras und Büsche meiden
• Picknickdecken nicht direkt auf Waldboden ausbreiten

Körperkontrolle nach dem Aufenthalt draußen

Nach einem Tag in der Natur ist es besonders wichtig, Kinder gründlich auf Zecken zu untersuchen. Auch wenn keine direkte Begegnung mit Wald oder hohem Gras stattfand, können Zecken unbemerkt von Gebüschen oder Haustieren übertragen worden sein. Je schneller sie entdeckt und entfernt werden, desto geringer ist das Risiko einer Infektion.

Die Kontrolle sollte möglichst am gleichen Abend erfolgen – idealerweise bei gutem Licht oder mit einer Taschenlampe. Besonders gründlich sollten Körperstellen untersucht werden, an denen die Haut weich, warm und gut durchblutet ist. Dazu zählen Haaransatz, Kopfhaut und der Bereich hinter den Ohren. Auch der Nacken, die Achselhöhlen, die Ellenbeugen, Kniekehlen, Leistengegend und der Bauchnabel sind beliebte Angriffspunkte für Zecken.

Eltern sollten sich bei kleinen Kindern Zeit nehmen und systematisch von oben nach unten vorgehen. Zecken sind in frühen Entwicklungsstadien winzig klein und mit bloßem Auge kaum zu erkennen – jedes dunkle Pünktchen kann relevant sein.

Zecken korrekt entfernen

Wird eine Zecke entdeckt, sollte sie so schnell wie möglich entfernt werden. Je länger sie saugt, desto größer ist das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden – insbesondere bei Borreliose, deren Erreger oft erst nach mehreren Stunden in den Körper gelangen.

Zur Entfernung eignet sich eine spezielle Zeckenzange oder Zeckenkarte aus der Apotheke. Die Zecke wird dabei so nah wie möglich an der Hautoberfläche erfasst und langsam, kontrolliert und ohne Drehung oder Druck herausgezogen. Ein Quetschen des Zeckenkörpers sollte unbedingt vermieden werden, da dabei Erreger in die Wunde gedrückt werden können.

Anschließend wird die Einstichstelle sorgfältig mit Alkohol oder einem hautverträglichen Desinfektionsmittel behandelt. Die entfernte Zecke sollte nach Möglichkeit aufbewahrt werden – zum Beispiel in einem kleinen Schraubglas oder einem luftdicht verschlossenen Beutel. Falls in den darauffolgenden Tagen Symptome auftreten, kann das Tier zur Untersuchung vorgelegt werden.

Auf keinen Fall sollten alte Hausmittel wie Öl, Klebstoff oder Nagellack verwendet werden. Diese reizen die Zecke zusätzlich und können dazu führen, dass sie mehr Speichel oder Erreger in die Wunde abgibt.

FSME-Impfung – Wann sinnvoll?

Die FSME-Impfung wird besonders für Menschen in Risikogebieten empfohlen, darunter Teile von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Sachsen. Auch Österreich, die Schweiz und viele osteuropäische Länder zählen zu FSME-Endemiegebieten.

• Standardimpfschema: Drei Dosen über ca. 1 Jahr
• Auffrischung alle 3–5 Jahre, je nach Alter
• Für Kinder ab dem 1. Lebensjahr zugelassen

Eltern sollten frühzeitig mit dem Kinderarzt über die Impfung sprechen, insbesondere vor Urlauben in betroffenen Regionen.

Zecken – unterschätzt, aber beherrschbar

Zecken gehören zum natürlichen Lebensraum dazu. Mit Wissen, Vorsicht und den richtigen Routinen im Alltag lässt sich das Risiko von Zeckenstichen deutlich reduzieren – ganz ohne Angst, aber mit Respekt vor ihrer Bedeutung als Krankheitsüberträger.